Gescheitheit und michaelische Kräfte

Gescheitheit haben die letzten Jahrhunderte reichlich über die Menschen gebracht; im Denken sind die Menschen so weit fortgeschritten, daß sie schon gar nicht mehr wissen, wie gescheit sie sind. Das ist schon so. Gewiß glaubt mancher, die Menschen wären dumm in der Gegenwart. Es mag zwar zugegeben werden, daß es auch Dumme gibt, aber dies ist eigentlich nur aus dem Grunde, weil die Gescheitheit so groß geworden ist, daß die Menschen aus einer Schwäche ihres Gemütes heraus mit ihrer Gescheitheit nichts anzu- fangen wissen. Ich sage immer, wenn es von jemandem heißt, er wäre dumm: Da ist nichts anderes im Spiele, als daß der mit seiner Ge- scheitheit nichts anzufangen weiß. Ich habe schon vielen Verhand- lungen zugehört, wo über den einen oder andern Redner deshalb ge- lacht worden ist, weil man ihn für dumm hielt, manchmal aber er- schienen mir die, über die man am meisten lachte, wirklich als die Ge- scheitesten. Gescheitheit also haben die letzten Jahrhunderte den Menschen genug gebracht. Was sie aber heute brauchen, ist Wärme des Gemütes, und die kann die Anthroposophie geben. Wenn jemand Anthroposophie studiert und sagt, sie lasse ihn kalt, dann kommt er mir vor wie einer, der Holz in den Ofen legt und wieder Holz hinein- legt und dann sagt: Es wird ja ewig nicht warm. – Aber er sollte nur das Holz anzünden, dann wird es schon warm werden! Die Anthropo- sophie kann man vortragen, sie ist das gute Holz der Seele; aber an- zünden kann es jeder nur selber. Das ist das, was jeder in seinem Ge- müte finden muß: das Zündholz für die Anthroposophie. Wer die Anthroposophie kalt und nüchtern und intellektuell findet, dem fehlt nur die Möglichkeit, diese sehr brennende, sehr wärmende und das Gemüt durchseelende Anthroposophie anzuzünden, so daß sie ihn mit ihrem Feuer durchglühen kann. Und so wie man für das gewöhnliche Holz nur ein kleines Zündholz braucht, so braucht man auch für die Anthroposophie nur ein kleines Zündholz. Damit aber werden wir die Michael-Kraft im Menschen entzünden können.

GA 223 – Seite 121

Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten