Während sich der Mensch durch Gewöhnung in seinem physischen Leib feststehend auf der Erde fühlt, empfindet er in dem Erleben im Ätherischen eine gewisse Unsicherheit seines eigenen Daseins. Er fühlt sich hinausgehoben über die physische Welt und noch nicht fest begründet in der geistigen Welt. Dieses Fest-begründet-Sein in der geistigen Welt tritt aber ein, wenn von dem strebenden Menschen das erreicht wird, was ich gestern hier genannt habe: das tiefe Schweigen der Seele. Der Mensch muss dahin kommen, diejenige Kraft, die er sonst braucht als eine modifizierte Atemkraft, in Gemäßheit dessen, was ich in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben habe, nicht dazu zu verwenden, um im Atmungsprozess die äußeren Worte der äußeren Sprache erstehen zu lassen, sondern er muss das, was in Worten überfließen will, zurückhalten. Aber er muss dennoch innerlich jene Tätigkeit entfalten, die sonst in die Worte ausfließt, er muss die innerlichen Anstrengungen machen, wie sonst zum Lautreden, und dadurch muss er zum innerlichen Schweigen gelangen. Und wenn die Seele nicht nur bis zum Schweigen gleich Null kommt, sondern noch unter das Schweigen gleich Null hinuntergeht zu dem negativen Schweigen, zu dem, was unter das Niveau des Schweigens im Erleben hinuntersinkt, wenn wir uns gleichsam nicht selbst übertönen in unserem Geistigsein durch die Kräfte, die in den Atem hineinwollen, indem gesprochen wird, und wir dennoch innerlich den Impuls zum Sprechen entwickeln, aber das Sprechen zurückhalten, bevor es den Kehlkopf ergreifen will, wenn wir das Sprechen also zurückhalten und dennoch innerlich die Sprachfähigkeit entwickeln, so gelangen wir nicht bloß zu einer innerlichen Stille, sondern zu etwas, was eben das tiefe Schweigen der Seele ist. Zu diesem tiefen Schweigen der Seele gelangen wir, das sich zu der Entfaltung der Sprache, der Worte, die äußerlich in der physischen Welt ertönen, nicht nur so verhält, wie die Null, sondern wie die negative Größe. Dann tönt aus diesem tiefen Schweigen heraus das, was uns die geistige Welt, was uns, um ein altes Wort zu gebrauchen, der Logos aus dem Universum herein offenbaren will. Dann sprechen nicht wir, dann sind wir das Instrument geworden, durch das der Logos hier spricht. Und dann werden wir gewahr unseren eigenen astralischen Leib in uns und jene astralische Welt, von der ich gestern gesprochen habe.
GA 84, Seite 115-116