Bei der Mehrzahl der Seelen der Gegenwart ist es so, daß sie in der Zeit, in der sie sich anschicken, wieder zur Erde herunterzukommen, schon ein brennendes Interesse haben an demjenigen, was sich hier auf der Erde abspielt. Sie sehen gewissermaßen von der geistigen Welt auf die Erde hernieder und interessieren sich lebhaft für dasjenige, was mit ihren Urvätern sich auf der Erde abspielt. Solche Seelen werden so, daß sie sich auf der breiten Heerstraße des gegenwärtigen Lebens mitbewegen. Dagegen gibt es gerade in der Gegenwart eine Anzahl von Seelen, die weniger Interesse haben, wenn sich ihr vorirdisches Dasein wieder zum irdischen Dasein neigt, an dem, was auf der Erde vorgeht, sondern sie wenden ihr hauptsächlichstes Interesse den Tatsachen zu: wie werden wir reif in der geistigen Welt? Sie interessieren sich sozusagen bis zum letzten Augenblicke, durch den sie wiederum ihren Weg zur Erde finden, für die geistige Welt. Während die anderen eine tiefe Begierde haben nach irdischem Dasein, haben diese Seelen bis zuletzt ein lebendiges Interesse an demjenigen, was in der geistigen Welt vor sich geht, kommen daher dann, wenn sie sich auf der Erde verleiblichen, mit einem aus geistigen Impulsen erwachsenden Bewußtsein an, das weniger eine Hinneigung gibt zu dem, was nun an solchen Impulsen vorhanden ist, wie ich sie für die breiten Heersträßler charakterisiert habe. Sie wachsen heraus aus den Impulsen ihrer Umgebung, sie wachsen namentlich mit ihren geistigen Ambitionen heraus aus ihrer Umgebung und sind dadurch prädestiniert, vorbereitet dazu, eben ihren eigenen Weg zu gehen. Derjenige, der das Leben mit einem gewissen Bewußtsein durchgemacht hat in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, der wird gefunden haben, daß überall unter den anderen Menschen solche heimatlose Seelen, namentlich eben seelisch heimatlose Seelen zahlreich, verhältnismäßig natürlich, auftraten. Einen gewissen Anflug, möchte ich sagen, von solcher Heimatlosigkeit haben heute sehr viele Seelen. Wenn nicht die anderen es als so wohltuend empfinden würden, in den ausgefahrenen Wegen zu gehen, und nicht solche Hindernisse entgegensetzen würden den heimatlosen Seelen, so würde die Zahl dieser heimatlosen Seelen noch viel deutlicher für die Zeitgenossen ins Auge fallen. Aber man kann, ich möchte sagen, überall sehen, wie einen gewissen Anflug von solcher Heimatlosigkeit heute zahlreiche Seelen haben.

GA 258, Seite 21ff